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Hier ein kleiner Einblick in unsere Geschichte. Zusammengetragen von Thomas Carll.
Historisches (vor 1911)
Im Jahr 1708 richteten Charlottenburger Einwohner bereits das erste Gesuch an König Friedrich Wilhelm I. und baten ihn, ihnen Ackerland zu überlassen. In den folgenden Jahren kam es dann zur ersten Verteilung von Wald-, Wiesen- und Heideflächen, die in mühsamer Arbeit landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden mussten. Charlottenburg wurde Ackerbürgerstadt. Unser Grundstück wurde zu dieser Zeit als „Bergacker 265“ bezeichnet. Wahrscheinlich gehörte es zu denen die unter den 271 Charlottenburger Ackerbürgern als Ackerland am 21. August und 6. September 1723 verlost wurden.
Lange Zeit war die sandige Hochebene ( 30 Höhenmeter über dem Spree- und Haveltal ) auf der sich die heutigen Ruhwald-Kolonien befinden, nur mit einigen Mühlen bebaut.
Im Frühjahr 1808 errichtete Napoleon, der bis Dezember 1808 im Schloss Charlottenburg residierte, im heutigen Westend ein Lager für seine 25.000 Soldaten, das "Napoleonsburg" genannt wurde. Im Jahr 1840 erwarb ein bayerischer Bierbrauer das Gelände und eröffnete dort einen kleinen Ausschank, der im Volksmund „Spandauer Bock“ genannt wurde. Das östlich gelegene Gelände ( heute Ruhwald ) wurde weiterhin von den Charlottenburger Ackerbürgern bearbeitet. Da dieses Land „auf dem Spanndauer Berge“ zu wenig Ertrag brachte, fiel es 1841, bei einer erneuten Landverteilung,
an die Schlächter-Innung, die es von ihren Viehherden abweiden ließ. Rinder und Schafe grasten damals auf unserem Grundstück. 1854 verlegte der bayerische Bierbrauer seine Brauerei aus Spandau auf das westliche Gelände des Spandauer Berges, die von da an Spandauer Berg-Brauerei hieß. Außerdem wurde eine Gaststätte eröffnet, die im Volksmund „Zibbe“ genannt wurde. Schnell entwickelte sich damals ein reger Ausflugsverkehr von Berlin und Charlottenburg zum „Spandauer Berg“.
Für das wohlhabende Bürgertum entstand 1866 gegenüber unserer Kolonie, an der Spandauer Chaussee, die Villenkolonie Westend. Sie wurde begrenzt von der Akazienallee im Norden, der Platanenallee im Süden, der Ahornallee im Osten und der Kirschenallee im Westen. Einer der Bauherren war der Kaufmann Heinrich Quistorp.
Der vermögende Zeitschriftenverleger Ludwig von Schaeffer-Voit ließ 1867/68, östlich der Brauerei, am Hang zur Spree, das Schloss Ruhwald erbauen und um das Schloss herum einen großzügigen Landschaftsgarten anlegen, den heutigen Ruhwaldpark. Auf dem alten Luisen-Friedhof steht noch heute ein Gedenkstein der Familie Schaeffer-Voit. Etwa zur gleichen Zeit begann die Westend-Gesellschaft (gegr. 1866) große Flächen in Westend aufzukaufen, um sie bebaut oder unbebaut weiterzuverkaufen. 1873 musste die Westend-Gesellschaft allerdings Konkurs anmelden. Das Gelände wurde an die Westend Commandit Gesellschaft Quistorp & Co. verkauft, aber nicht bebaut.
1879/80 fiel das Grundstück (wegen einer Liquidation der Westender Wasserwerke) an den geheimen Kommerzienrat Ludwig von Schaeffer-Voit, dem Erbauer von Schloss Ruhwald.
Am Spandauer Damm, zwischen dem Gelände der Wasserwerke und dem Ruhwaldpark, bestand von 1884 bis 1894 die „Rennbahn Westend“, die der Verein Hindernisrennen auf Pachtland angelegt hatte. 1895 wurde die Rennbahn geschlossen und nach Berlin-Karlshorst verlegt.
1898/99 erhielt das Grundstück die Erbin Gräfin Clara zu Eulenburg, Blankenfelde und Mahlow, geb. von Schaeffer-Voit, die es 1910 an den Makler, Bauherrn und
Direktor Alfred Schrobsdorff aus der Klaus-Groth-Straße 4-5 verkaufte. Der Erbauer von Neu-Westend verkaufte es im selben Jahr an die Stadtgemeinde Charlottenburg, die schon 1909 auf dem hinteren Teil mit dem Bau der heutigen Sportplätze begonnen hatte und den vorderen Teil an den „Vaterländischen Frauen-Verein” (VFV) verpachtete.
Der Spandauer Bock
Die Gründung (1911-1920)
„Gartenfeld Birkenwäldchen“ hieß unsere Kolonie bei ihrer Gründung im März 1911. Der Name Birkenwäldchen stammt sicherlich von dem großen Birkenstreifen entlang der nördlichen Seite der Spandauer Chaussee. Die Leitung oblag dem Vaterländischen Frauen-Verein Charlottenburg, Abteilung VI. Bewerbungen für einen Garten auf unserem Gartenfeld konnten beim Geheimen Oberregierungsrat Pfarrius, Schriftführer im Zentralbüro der Arbeitergärten des Roten Kreuz im Cecilienhaus, in der Charlottenburger Berliner Straße 137 ( heute Otto-Suhr-Allee 59 ) eingereicht werden. Man musste den Vor- und Zunamen angeben, die Zahl der Kinder, die genaue Wohnadresse und natürlich welchen Beruf man hatte. Kinderreiche und erholungsbedürftige Familien standen auf den Bewerberlisten ganz oben.
Im März 1911 teilte man das Gelände in 117 fast gleichgroße Parzellen auf, die unter den Bewerbern, die alle in Charlottenburg wohnten, verlost wurden. In der Mitte wurde ein großer Fest- und Versammlungsplatz für die Erwachsenen und ein Spiel- und Turnplatz für die Kinder freigelassen. Am westlichen Rand wurde der Vorstandspavillon (heute Parzelle 108 b) und zwischen den Parzellen 9 und 10 eine öffentliche Toilette errichtet. Alle Arbeiten erledigten die Vereinsmitglieder selbst.
Bis auf einen Hauptweg wurden alle anderen Wege mit Absicht schmal gehalten, um möglichst viel Gartenland zu gewinnen. Die Kosten für die Erschließung des Geländes, Pachtgebühren und die Anlage einer Wasserleitung trug der Vaterländische Frauen Verein. Die Pächter zahlten 20 Pfennige Pacht in der Woche in den Sommermonaten, also ca. 5 Mark im Jahr. Um den Bau von Lauben zu fördern, lieferte der VFV Bauholz zum Selbstkostenpreis und bot die Möglichkeit an, den Betrag in Raten abzuzahlen. Sachkundige Mitarbeiter des VFV standen den Pächtern anfangs bei der Gartenarbeit mit Rat und Tat zur Seite. Genossenschaftlicher Einkauf von Saatgut, vor allem von Saatkartoffeln, Gemüsesetzlingen, Beerensträuchern, Obstbäumen und Düngemitteln wurde durchgeführt. Einige Bäume aus den Anfangstagen der Kolonie stehen noch heute.
Die Parzellen mussten kleingärtnerisch genutzt werden. Das wurden sie auch, denn die materielle Not war bei vielen Unterpächtern groß und der Anbau von Gemüse und Obst ein Segen. Ziergehölz war untersagt. Bei einer Überprüfung 1916 wurden vier Kastanien aus den Gärten entfernt und auf dem Festplatz eingepflanzt. Eine dieser Kastanien aus den Gründungstagen ist übrig geblieben und ziert seit 95 Jahren unseren Festplatz. Um die Pachtordnung zu gewährleisten, wurde die Kolonie in acht Patronate mit je 13 bis 16 Parzellen aufgeteilt. Die Patronatsmitglieder wählten in geheimer Wahl je einen Bezirksvertreter und einen Stellvertreter. Diese Acht bestimmten einen Vertrauensmann (Vorstand), einen Schriftführer und den Kassenwart, die wiederum zusammen mit dem Gartenfeldvorsitzenden, dem Obmann und dem Gartenfeldinspektor vom Vaterländischen Frauen Verein den Feldvorstand bildeten. Sie trafen sich einmal im Monat, um die Probleme des Vereins, die es damals gab, zu lösen. Das Übernachten in den Lauben war zum Beispiel vom Magistrat untersagt worden, offene Feuerstellen waren verboten.
Im 1. Weltkrieg gründete der Vaterländische Frauen Verein einen Notstandsfond zur Verteilung von Lebensmitteln und 1918, bei der Einführung von Lebensmittelkarten, erhielten Bedürftige Speisemarken für die Volksküchen. Bedürftig waren viele der Kolonisten. Von 1.193 Gartenfeldern der Arbeitergärten in Charlottenburg waren 873 Väter und Söhne einberufen. 1.400 noch nicht schulentlassene sowie 1.600 noch bei den Eltern lebende schulentlassene Kinder waren zu versorgen. Allein in unserer Kolonie gab es 1918 ca. 300 Kinder.
Wimpel „Gartenfeld Birkenwäldchen)
Die Zwanziger (1921-1930)
Als „Arbeiter und Schrebergärten“ schlossen sich, in den 20er Jahren als Charlottenburg in Berlin als Bezirk eingegliedert wurde, der VFV gemeinsam mit dem „Volksheilstättenverein vom Roten Kreuz“ und dem „Vaterländischen Frauen-Verein Lübeck“ im August 1921 mit dem „Bund der Laubenkolonisten von Berlin und Umgegend“ zum „Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands e.V.“ zusammen.
Im Hinblick auf die große Wohnungsnot wurden die Baubestimmungen gelockert. Der Magistrat der Stadt Charlottenburg soll 1921 sogar Zuschüsse für den Umbau einiger Sommerlauben für Dauerbewohner geleistet haben. In unserer Kolonie gab es bis zu 21 gemeldete Dauerbewohner. Fast alle Lauben, die die heutige 24-qm Bestimmung um etwa das doppelte Maß überschreiten, gehörten einmal Dauerbewohnern und entstanden aus der damaligen Wohnungsnot heraus. Am 1. März 1972 zog der letzte Dauerbewohner in eine Stadtwohnung. Kleintiere konnten auf den Parzellen gehalten werden, Hühner, Gänse, Kaninchen und auch Ziegen, die man zum grasen nicht selten auf die Grünflläche gegenüber unserer Kolonie (die heutige Tankstelle) trieb.
Die Kinder spielten auf dem Festplatz oder auf dem Turnplatz. Am liebsten aber an Plätzen, die eigentlich nicht zum spielen da waren. „Am Toilettenhäuschen zum Beispiel“, erzählt Änne Morgenroth, deren Eltern am 1. April 1921 ihre Parzelle 32 auf Birkenwäldchen bezogen und die über 80 Jahre lang der Garten der Familie Morgenrot bleiben sollte. „Wir verschönerten die Toiletten mit Decken und Gardinen und stellen uns vor, es sind unsere Wohnungen“. Das es Plumpsklos waren, die gerade im Sommer richtig stanken, störte die Kinder nicht. Auch nicht wenn Gartenfreunde, die in Ruhe auf die Toilette gehen wollten, sie immer wieder davon jagten. „Wir waren eine richtige Kinderclique, ich, die Kinder der Familie Conradt (die auch „Alteingesessene“ sind und seit den 20er Jahren eine Parzelle auf Birkenwäldchen haben) und Gertrud Broll, Mimi, (ihr Vater, der Seifenhändler Hans Lietz war einer der ersten Kolonisten, dem man 1911 die Parzelle 28 zu wies)”, erzählt Änne Morgenrot. Viele Streiche haben die Kinder damals gespielt und wenn sie erwischt wurden, hat sie der „alte Scheck“, der bei der Polizei arbeitete, ermahnt. Irgendwie ist es schade, dass wir uns heute kaum noch über Kinderstreiche und Kinderquatsch freuen oder ärgern können, wir haben einfach zu wenig Kinder auf der Kolonie.
Schon immer war unsere Kolonie von Räumung bedroht. Nach der Inflation reiften in den 20er Jahren die ersten Pläne, das gesamte Ruhwald-Kleingartengelände zu bebauen. Zum Glück blieb das nur der Wunsch einiger Stadtplaner, die 1927 lediglich eine Karte mit einem Straßenbauplan anfertigten. Die Reaktionen auf die Räumungspläne der Stadt blieben nicht aus. Am 6. Oktober 1924 hielten der Geheimrat Bielefeldt als Vorsitzender des „Reichsverbands der Kleingartenvereine Deutschlands e.V.“ und der Schriftführer der „Arbeitergärten von Charlottenburg“, Dr. Alexander, engagierte Reden vor Vertretern der Staats- und Kommunalbehörden, des Roten Kreuz, des Reichs- und Landtags und der Kleingärtner. Sie wiesen auf die Notwendigkeit hin,
Dauerkleingartenkolonien in Großstädten zu schaffen. Denn sie nutzen nicht nur kinderreichen, armen Familien zur Erholung, sie tragen auch erheblich zum Stadtklima bei, lautete das Plädoyer von Dr. Alexander. Eine Resolution wurde verfasst. (Dr. Alexander soll in unserer Kolonie die Parzelle Nr. 64 bewirtschaftet haben).
Allerdings besserte sich die Räumungssituation in den folgenden Jahren kaum. Der Vaterländische Frauen Verein, Abteilung VI, mobilisierte deshalb die Gartenfreunde und organisierte einen Demonstrationszug durch Charlottenburg, der am 20. September 1925 mit 4.000 Kleingärtnern stattfand. Damit wollte man die Bevölkerung und die Behörden davon überzeugen genügend großes und günstig gelegenes Gelände als Dauerkleingartenkolonien auszuweisen. Dennoch, trotz aller Bemühungen blieb das von der Stadt verpachtete Kleingartenland Bauund Spekulationsland. Dauerkolonien wurden damals nicht geschaffen.
Aufmarsch der Vereinsvorstände zum Sommerfest 1925
Die Dreißiger (1931-1940)
Innerhalb der Kolonie kam, in den 20er und 30er Jahren, das Vereinsleben immer besser in Gang. Jedes Jahr wurden ein Sommer- und ein Erntedankfest gefeiert, mit Musik, Tanz und Tombola. Kleine Theaterstücke wurden von den Kindern aufgeführt, Bänder- und Reigentänze gezeigt und nicht selten „spendierte“ der Seifenhändler Lietz Kaspertheater. Zwischen den vier Kastanien auf dem Festplatz wurde getanzt. Meist auf dem sandigen Festplatzboden, denn ein so genannter Pariser Tanzboden, den man von der Nachbarkolonie ausleihen konnte, stand nicht immer zur Verfügung. Die Kapelle saß auf einem Umzugswagen der Firma Hertling oder einem Wagen der Firma Sahne-Kaiser. Die Kolonie war festlich geschmückt, an vielen Masten wehten die Fahnen des Deutschen Roten Kreuzes und am Abend gab es den traditionellen Musik- und Fackelzug durch die Kolonie.
1936 feierte unsere Kolonie Birkenwäldchen ihr 25järiges Bestehen mit einem großen Sommerfest. Der Festplatz und die Parzellen waren wunderschön geschmückt. Die Tore vorne und hinten waren ab geschlossen und wer mit feiern wollte, musste 10 Pfennige Eintritt bezahlen. Auf dem Spandauer Damm wehten Hakenkreuzfahnen.
1936 war auch das Jahr der Olympischen Spiele, die die Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke nutzten. „Man sprach kaum über Politik auf Birkenwäldchen“, erzählt Änne Morgenrot. An so genannte Jugendpfleger von der HJ (Hitlerjugend) und dem BDM (Bund Deutscher Mädchen) kann sie sich erinnern, die damals, 1936, die Kinder der Kolonie betreuten. Turngeräte wurden gleich neben dem Festplatz aufgestellt. 1936/37, als die Jahrespacht auf Birkenwäldchen 30 Mark betrug, plante man das Ruhwaldgelände erneut zu bebauen. Stadtpräsident Dr. Lippert wollte zwischen dem Ruhwald Park und dem Krankenhaus Westend einen Volkspark schaffen. Die Baupläne scheiterten.Aber innerhalb der Kolonie wurde um- und ausgebaut. Auf Grund des zunehmenden Durchschnittsalters (1939: 55 Jahre, 1986: 58 Jahre und heute: 62 Jahre), die mit der Abnahme der Kinderzahl in der Kolonie einherging, wurde der Festplatz verkleinert. Der Weg zwischen Parzelle 31 und 32 war schon im November 1927 der Parzelle 32 zugeschlagen und gleichzeitig kamen die Parzellen 52a und 52b, im Mai 1931 die Parzelle 108a und im August 1937 die Parzellen 71a und 91a hinzu. Drei der vier Festplatz-Kastanien wurden dafür gefällt.
Aufführung zum Sommerfest 1930
Änne Morgenroth (kl. Bild links) und Gertrud Broll, „Mimi” (Bild rechts, sitzend mitte), gehörten den Wasser-Nixen an. Sie trainierten regelmäßig im Freibad, das zum Trainingsbecken umgebaut worden war - und trugen dabei ihre dunkel blauen Badeanzüge, die mit einem großen „N“ bedruckt waren. Leider wurde das Freibad Westend hinter unserer Kolonie aus hygienischen Gründen 1972 geschlossen.
Die Vierziger (1941-1950)
1939/1940 wurde allen Kleingartenvereinen eine einheitliche Satzung mit nationalsozialistischer Weltanschauung aufgezwungen. Am 20. Februar 1940 kam es zur Eintragung in das Vereins-register als „Kleingärtnervereinsgruppe Birkenwäldchen e.V.“ und damit zur Ablösung vom Vaterländischen Frauen Verein. Ein Jahr später, im Mai 1941, stellten alle Vereine Anträge auf Vereinsauflösung, denen im Juli 1942 zugestimmt wurde, da alle Vereine zusammengelegt werden sollten.
Es herrschte Krieg und auf Birkenwäldchen hatte man völlig andere Sorgen. Die Kolonie und Umgebung wurden im August und im September 1943 bei Fliegerangriffen von Brand- und Sprengbomben getroffen. Das Vereinshaus und viele Lauben, hauptsächlich im nördlichen Teil unserer Kolonie, wurden zerstört. Es gab nach damaligen Meldungen wenigstens eine Tote.
„Wir hatten Löcher in die Erde gebuddelt, um uns vor den Bombenangriffen so gut es ging zu schützen“, erzählt Gertrud „Mimi“ Broll über die Kriegstage auf Birkenwäldchen. Einen Erdbunker gab es gleich neben der Parzelle 32. Auf dem Spandauer Damm waren Splittergräben ausgehoben und hinten auf dem Sportplatzgelände ein Bunker gebaut worden.
Der Birkenstreifen vor den Ruhwaldkolonien wurde abgeholzt und zu Brennholz verarbeitet. In den Jahren 1944 bis 1947 wurden auf dem ehemaligen Birkenstreifen vor unserer Kolonie sieben Grabelandparzellen (Parzellen ohne Laube, nur zum Gemüseanbau gedacht) nebeneinander angelegt. Im August 1944 wurde die Parzelle 108b vergeben, da das dort stehende Vereinshaus völlig
zerstört worden war.
Auch die Laube der Familie Morgenrot wurde im Krieg zerstört. Sie brannte ab und wurde frei nach dem Motto „wer auf Gott vertraut und Latten klaut, der hat´ne billige Laube“ mühsam wieder aufgebaut, denn Baumaterialien waren Mangelware. Alle nur verfügbaren Freiflächen der Kolonie wurden genutzt. Auf dem Hauptweg und dem Festplatz zum Beispiel wurden zum Ende des 2. Weltkrieges und besonders während der Blockade, Kartoffeln angebaut. Bis zum 2.Weltkrieg gab es auch eine Verkaufsstelle für Bier innerhalb der Kolonie mit wechselnden Pächtern. Außerdem befand sich vor der Kolonie seit 1926 ein Verkaufsstand der ab 1947 von der Familie Krüger (Parzelle 19) bis 1973 geführt wurde. Die Jahre kurz nach Kriegsende waren eine Zeit der Entbehrungen, dennoch ließen sich die Gartenfreunde nicht unterkriegen und bauten wieder auf, was aufzubauen war.
Die Fünfziger (1951-1960)
Waren die 40er Jahre von der Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt, normalisierte sich in den 50ern das Leben in unserer Kolonie. An den Lauben wurde gewerkelt und die Beete bestellt. Immer mehr rückte in dieser Zeit der Erholungswert und die Freizeitgestaltung in den Vordergrund. So wurden in jedem Jahr Sommer- / Kinderfeste und eine Nachfeier organisiert, die mit Spendengeldern und den Einnahmen aus den Festen finanziert wurden.
Schön und gepflegt sollte es auf Birkenwäldchen sein. Vom Vorstand wurde darauf geachtet, dass die Lauben und Parzellen nicht verwahrlosten, dass die Hecken nicht höher als 2 Meter wuchsen und das Unkraut nicht Überhand nahm. Damals gab es sogar eine „Unkrautkommission“, die die Aufgabe hatte, die noch unbefestigten Koloniewege und den Festplatz vom Unkraut frei zu halten. Am 8. Juli 1951 wurde das 40jährige Jubiläum von Birkenwäldchen gefeiert. Für diesen
Anlass war im Frühjahr eine Tanzfläche auf der aufgegebenen Parzelle 52b von den Gartenfreunden gebaut worden. Der Festausschuss engagierte vom BVG-Orchester eine 6 Mann starke Band und für die Kinder einen Clown.
Die Jubilare erhielten Ehrenurkunden und Präsente. Für die Frauen gab es Pralinen, für die Männer eine Flasche Likör. Das Theaterstück „Gespräche über den Gartenzaun“ wurde mit großem Erfolg aufgeführt und die Kinder der Gartenfreunde hatten nicht nur Spaß am Verkleiden, sie hatten auch selbst ein kleines Programm für das Fest zusammengestellt, zeigten Tänze und Turnübungen. Bloß eine „Unterkunft für die Musik“ hatte unsere Kolonie nicht. Der große Wunsch vieler Gartenfreunde wurde Anfang der 50er Jahre, dank des Engagements unseres damaligen Vereinsvorsitzenden Valentin Schwartz (1952-1962), in die Tat umgesetzt. Er entwarf einen Musikpavillon der 1953 in Eigenleistung von den Gartenfreunden auf dem Festplatz gebaut wurde und der bis 2002 viele schöne Feste erlebte.
Unser 45jähriges Jubiläum im Jahr 1956 feierten wir „etwas kleiner“. Aus Kostengründen gab es in diesem Jahr kein Sommerfest, stattdessen luden wir am 14. Juli zu einem geselligen Samstagabend und am 15. Juli zu einem Sonntagnachmittag für unsere Kinder ein. Auch das Wirtschaftswunder machte sich auf Birkenwäldchen bemerkbar: Lichtmaste wurden aufgestellt, eine feldeigene Lichtleitung verlegt und sechs Parzellen, die überwiegend von Dauerbewohnern genutzt wurden, bekamen einen Anschluss. Die sechs Parzellen bildeten eine so genannte „Lichtgemeinschaft“.
Übrigens: Die Grabelandparzellen 118 bis 124 wurden zum 1. Mai 1957 gekündigt, weil der Spandauer Damm verbreitert und der Birkenstreifen vor den Kolonien dabei neu angelegt wurde.
Gruppe von Gartenfreunden
Die Sechziger (1961-1970)
Das Leben auf der Kolonie Birkenwäldchen verlief zu Beginn des neuen Jahrzehnts ruhig. Man hatte sich „eingerichtet“, vielleicht die Laube ein wenig modernisiert oder den Garten umgestaltet, hat mehr Blumenstauden gepflanzt, den Rasenanteil vergrößert und die Gemüsebeete etwas verkleinert. Der Garten wurde mehr und mehr zu einem Refugium und man schaffte sich ein Gleichgewicht
zwischen Gartenarbeit und Erholung.
Unser 50jähriges Gründungsjubil.um wurde, wie alle Sommerfeste die Jahre zuvor, im Juli 1961 gebührend gefeiert. Der Festausschuss hatte lange getagt und geplant, und hatte ein Programm vorbereitet, das alle - Kinder und Erwachsene - begeisterte. Eine Kapelle wurde engagiert, die mit ihrer schmissigen Musik die Gartenfreunde zu Scharen auf die Tanzfläche lockte. Bis tief in die Nacht hinein wurde geschwoft. Extra für diesen Tag war eine Tombola organisiert worden und alle Jubilare erhielten Präsente. Man war sich einig: Das war ein gelungenes Fest.
Im Mai 1962 plante der Senat auf unserem Gelände eine Polizeikaserne zu errichten. Um Gewissheit über die Bauvorhaben zu erlangen, schrieb der Vorstand unserer Kolonie einen Brief an den Regierenden Bürgermeister Willi Brand und einen an den Vorsitzenden des Zentralverbandes der Kleingärtner Herrn Wilhelm Naulin. Dem Gartenfreund Valentin Schwartz wurde von unseren damaligen Vereinsmitgliedern eine Generalvollmacht erteilt, um an den Verhandlungen betreffend eventueller Kündigungen teilnehmen zu können. Im November waren unsere Schreiben immer noch nicht beantwortet worden. Wieder schickten wir Briefe los. Dieses Mal waren sie an den Senator für Bau- und Wohnungswesen und an den Zentral- und Bezirksverband adressiert. Wir wollten endlich Näheres erfahren.
Wieder bekamen wir keine Antworten auf unsere Fragen. Stattdessen hatte der Senat einen Architektenwettbewerb zur Bebauungsplanung ausgeschrieben. Uns ließ man 1964 in einem Schreiben des Charlottenburger Bezirksbürgermeisters Günter Spruch (SPD), betreffend der Bebauung am Spandauer Damm lediglich wissen, dass erst Mitte 1965 zu ersehen sei, wann mit der Bebauung begonnen werden könnte.
Diverse Zeitungsartikel stifteten zusätzlich Unruhe, der Schrecken war groß und alle Gartenfreunde stellten sich die bange Frage „Was wird aus unserem Birkenwäldchen?“. Es gab den Vorschlag, alle Parzellen vorsorglich abschätzen zulassen. Ob dieses Vorhaben durchgeführt wurde wissen wir nicht, aber es wurden Vorkehrungen getroffen: Um Angstverkäufen wegen Kündigungen vorzubeugen, durften Pächter ihre Parzelle nur dann aufgeben, wenn bereits Nachfolger vorhanden waren. Die Jahre vergingen und der Senat verwarf das Bauvorhaben.
Es kehrte wieder Ruhe ein und unsere Gartenfreunde begannen, im freiwilligen Arbeitseinsatz und finanziert durch Spenden, im August 1970 mit dem Bau unserer heute noch genutzten „Birkenschänke” und 1974 mit dem Bau des Toilettenhäuschens und eines Geräteschuppens, auf dem Festplatz, indem sich allerlei Vereinsgeräte befinden die sich jeder Gartenfreund für die Pflege und Bewirtschaftung seiner Parzelle ausleihen kann.
Die Sechziger
Onkel Pelle
Die Siebziger (1971-1980)
1971 wurde unsere Kolonie Birkenwäldchen 60 Jahre und wir begingen dieses Jubiläum mit einem Sommerfest und einer rauschenden Ballnacht. Außerdem feierten wir das Sommerfest 1971 mit einer Premiere. Wir hatten Kinder aus einem Kinderheim eingeladen, die wir mit kleinen Präsenten beschenkten. So richtig gefeiert wurde der 60. Geburtstag im Oktober 1971 mit einem Ball im Prälat Schöneberg. Dazu hatten wir prominente Gäste eingeladen und der Höhepunkt des Festes war das Konzert der Schöneberger Sängerknaben.
Nachdem der letzte Dauerbewohner im März 1972 in eine Stadtwohnung zog, wurde unsere Kolonie in der Mitte dieses Jahrzehnts erneut von Räumungen bedroht. Auf dem Ruhwald-Areal sollten Wohnungen im sozialen Wohnungsbau entstehen. Dazu war in der „Berliner Morgenpost“ vom 25. September 1975 folgendes zu lesen:
Ein großer Schock für alle. Aber auf Ruhwald blieb man nicht untätig. Die Kleingärtner der Ruhwaldkolonien schlossen sich im Herbst 1975 zur „Bürgerinitiative Ruhwald“ zusammen, deren Ziel es damals war, die Bebauung des Ruhwaldgeländes zu verhindern und alle Kolonien zu erhalten. Bis heute unterstützt die BI tatkräftig alle Kleingärtner auf Ruhwald. Der nächste Schock kam zum Ende des Jahres 1975. Die Kündigungsgenehmigung für das Gesamtgelände war erteilt worden. Unter der Überschrift: KÜNDIGUNG, an alle Ruhwalder Gartenfreude, schrieb der Bezirksverband Charlottenburg der Kleingärtner e.V. folgenden Brief.
Das klang kämpferisch und kämpferisch stellten sich die Gartenfreunde gegen das Bebauungsvorhaben des Senats, organisierten Diskussionsrunden und Demonstrationen. Sie hatten sich Gehör verschafft und ihre Belange wurden von den Politikern plötzlich ernst genommen.
Brief vom Bezirksverband
Schlagzeilen aus den Siebzigern
Die Achtziger (1981-1990)
Von den Absichten, das Ruhwaldgelände zu bebauen, war unsere Kolonie Birkenwäldchen zwar nicht mehr direkt betroffen, allerdings stand mit der Planung von Erweiterungsbauten für das Klinikum Charlottenburg - die auf unserem Kleingartengelände von 1978 bis 1981 errichtet werden sollten - erneuter Räumungs-ärger an. Große Erleichterung herrschte dann, als es 1980/81 hieß: Ruhwald soll Dauerkleingartengelände werden. Die Gartenfreunde begannen in ihre Gärten zu investieren. Ein großer Teil der Lauben wurden neu errichtet oder grundlegend instandgesetzt. Die Arbeiten innerhalb der Kolonie gingen ebenfalls voran. Nach Abschluss der Arbeiten der Stromerdverkabelung im Mai 1981 und der Wasserleitungen (Kreuzleitung) im März 1983, wurden unsere Wege mit Gehwegplatten und der Festplatz mit einer neuen Rasenfläche verschönert.
Das Sommerfest auf Birkenwäldchen fiel im Jahr 1986 verständlicher Weise etwas umfangreicher als sonst aus. Wir feierten schließlich das 75jährige Jubiläum und die Mitglieder des erweiterten Vorstands sangen zum ersten Mal das „Birkenwald-Lied“.
Im Sommer feierten wir unter der Kastanie auf dem Festplatz und im November tanzten wir im, mit Blumen dekorierten, Ballsaal des Palast-Hotels am Europa Center. Ein Dreivierteljahrhundert Birkenwäldchen, das brauchte einfach einen festlichen Rahmen. Alle waren gut gelaunt und sehr festlich und elegant gekleidet.
Es gab für alle Gartenfreunde Präsente und stolz konnten wir auf unsere erste Festzeitschrift sein, in der noch jeder ein Foto seiner Parzelle vor fand. Gartenfreund Jürgen Krause verfasste diese Festzeitschrift anlässlich unseres Jubiläums. Akribisch hatte er zwei Jahre lang in Stadt- und Bezirksarchiven geforscht und alle historischen Daten, Fakten und Dokumente zusammengetragen, die er über Birkenwäldchen finden konnte. Das Abraham Sextett spielte zum Tanz und Hilde Adermann führte mit ihrer lustigen Moderation, die sie mit kleinen Anekdoten über „die Birkenwäldler“, über Gartenkummer und Sorgen spickte. Viel und herzhaft konnten wir über sie lachen, genauso über die Einlage von Gartenfreund Helmut Karl, der als „Laubenpieper Kalle“ auftrat und den Kleingärtner im Besonderen auf die Schippe nahm. Auch die Show-Akts waren gelungen. Schüler der Tanzschule Beier begeisterten mit lateinamerikanischen Tänzen und Rock´n´Roll. Rund um ein gelungener Abend.
1985/1986 stellte der Senator für Bau- und Wohnungswesen den überarbeiteten Flächennutzungsplan für das Ruhwaldgelände vor, der unter anderem auch ein Schwimmbad vorsah, das auf dem Gelände der Kolonie Birkenwäldchen entstehen sollte. Durch die Bürgerinitiative Ruhwald, unter der Leitung von Gartenfreund Wolfgang Haut, wurde ein Gegengutachten von der Technischen Universität Berlin erstellt. Fast alle Bauausschuss-Sitzungen wurden besucht und alle Gartenfreunde zu schriftlichen Einsprüchen gegen das geplante Kombi-Bad ermuntert. Die 16.000 DM für das Gutachten waren gut angelegt, denn der Schwimmbad-Plan
wurde auf Eis gelegt. Ein Teilerfolg für unsere Kolonie und die Bürgerinitiative Ruhwald. Gegen den Flächennutzungsplan gab es 1987 stolze 110.000 Einsprüche aus Charlottenburg und noch mal 250.000 Einsprüche aus ganz Berlin.
Am 22. Oktober 1988 fand ein Herbst-Festball - organisiert vom Gfrd. Horst Kessel - im Hotel Palace statt. Übergabe des neuen, wertvollen, aus Seide gestickten Vereinsbanner. Vier Jahre zuvor begann man mit dem Versuch das genaue Aussehen des alten Banners heraus zu bekommen. Aus mehreren
Entwürfen wurde das heutige Vereinsbanner ausgewählt, da das alte Banner nicht zu 100% rekonstruierbar war. Das Format mit den drei Bögen, die Charlottenburger Farben blau und gelb, der Trageständer mit Spitze und der vollständige Text der Rückseite wurden übernommen. Wie damals in den Gründerjahren wird mit diesem Banner für unser Birkenwäldchen bei Festumzügen und Demonstrations-veranstaltungen Flagge gezeigt. Unklar ist immer noch die Herkunft des Textes der Rückseite. Die einzige schriftliche Unterlage ist, dass der Begründer der Arbeitergärten Herr Geheimrat Bielefeld diesen Text als Abschluss einer Festrede mit dem Anlass „25 Jahre Arbeitergärten vom Roten Kreuz, Berlin“ am 29. März 1930 in der „Neuen Welt“, Hasenheide genannt hat. Es wurde, in den 80ern, von älteren Vereinsmitgliedern mehrfach behauptet, dass dieser Text von der deutschen Königin und Kaiserin von Preußen, Auguste Viktoria sein soll, die zur Gründung unseres Gartenfelds Birkenwäldchen die Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins und damit damals die oberste Vorsitzende unseres Verbandes der Arbeitergärten vom Roten Kreuz war.
Die Neunziger (1991-2000)
Am Anfang des Jahrzehnts stand unser 80. Geburtstag, den wir im Juni 1991 ganz zünftig mit einer Mondscheinfahrt - auf der Spree bis zum Wannsee - feierten. Als Präsente hatten wir uns diesmal etwas Besonderes ausgedacht: Jeder Jubilar bekam eine Nachbildung des rekonstruierten Vereinsbanners in Miniformat. In diesem Jahr übernahmen auch unsere Gartenfreunde Rudi und Annegret Schwarz den Vergnügungsausschuss, seit nunmehr 20 Jahren organisieren sie mit ihren vielen Helfern unsere Feste. Zwei Jahre später, 1993, wurde dann erstmalig eine Schankanlage in unserer Birkenschänke installiert und der Verkauf von Flaschenbier durch ein frisch gezapftes Pils abgelöst.
Politisch bewegte sich in den 90er Jahren viel. Endlich sagte nicht nur die SPD sondern auch die CDU „Ja“ zum Erhalt von Birkenwäldchen. Man war auf einem guten Weg und wir hatten das Ziel fest vor Augen: Birkenwäldchen soll endlich Dauerkolonie werden.
Alle Ruhwaldkolonien organisierten sich 1992, mit der Unterstützung aller anderen Charlottenburger Kleingartenkolonien, zu einem Sternmarsch, der mit einer Demonstration vor dem Rathaus Charlottenburg endete. Diese und weitere Protestveranstaltungen hatten Erfolg. Schon ein Jahr später wurde der Flächennutzungsplan neu diskutiert und es standen für Ruhwald zwei Varianten zur Wahl. Die Variante „A“ sah noch immer den Bau eines Schwimmbades auf den Kolonien Birkenwäldchen und Rosstrappe vor, aber in Variante „B“ war das 1985 geplante Schwimmbad nicht mehr ausgewiesen, dafür sollte es auf dem Gelände an der Lise-Meitner-Straße gebaut werden.
Während dieser Zeit wurde das Areal unserer Kolonie zum Wasserschutzgebiet erklärt und das hieß für uns, unsere Auffangbehälter sollten in Zukunft aus dichtem Kunststoff sein. Da die Kosten und der Arbeitsaufwand für jeden Einzelnen von uns enorm gewesen wären, plante die Bürgerinitiative, die Ruhwaldkolonien an das öffentliche Abwasserleitungssystem anzuschließen.
Dieses Vorhaben wurde heiß diskutiert, Informationsveranstaltungen wurden organisiert und Abstimmungszettel verteilt. Die große Mehrheit aller Gartenfreunde stimmte für die Kanalisation, deren Bau allerdings durch den enormen Planungsaufwand noch ein paar Jahre dauern sollte.
Zuvor waren noch einige Hürden zu nehmen. 1994 sollte der Flächennutzungsplan verabschiedet werden. Viele Politiker standen hinter uns, nur die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen nicht. Erst im Folgejahr 1995, hatten sich unsere Einsätze gelohnt: der Flächennutzungsplan war verabschiedet worden, ohne Schwimmbad auf Birkenwäldchen. Ein großer Teilerfolg für uns und unser Ziel, „Dauerkolonie“, rückte in greifbare Nähe.
Nach Abschluss der Planung folgte am 15. März 1996 der erste Spatenstich für die Kanalisation. Alle gemeinsam begannen wir mit dem Aushub der Schächte für die Abwasserleitungen. Jeder half Jedem, das Zusammengehörigkeitsgefühl war riesengroß. Aber auch unsere Freude, als nach der Vollendung im Jahr 1997 die Endabrechnung kam: die Kosten für die Kanalisation beliefen sich pro Parzelle auf nur 3.000 DM anstatt auf 4.000 DM, wie es im Kostenplan veranschlagt war. Wir hatten einfach gut gewirtschaftet und unser unermüdlicher Einsatz hatte sich gelohnt und es gab eine kräftige Rückzahlung. Allerdings buddelten wir 1998 schon wieder die Koloniewege auf, eine Frischwasser-Ringleitung und die Telefonleitungen wurden verlegt. Wir nahmen es mit Humor und fragten nicht lange, ob man die Kanalisationsarbeiten nicht hätte koppeln können.
Die Senioren aus der Seniorenresidenz Akazienallee spendeten uns, aus Dank für die Einladungen zu unseren Sommerfesten seit 1978, die große Chroniktafel am Eingang zur Kolonie.
Millenium (2001-2011)
Das zweite Jahrtausend begann erfreulich, denn zu unserer 90 Jahrfeier 2001 übermittelte uns Charlottenburgs Bürgermeister Statzkowski (CDU), dass die Bezirkspolitiker für Birkenwäldchen als Dauerkolonie gestimmt hatten. Nur der Senat musste noch „seinen Segen“ dazu geben. Die Freude unter den Gartenfreunden war unbeschreiblich und das „90er Sommerfest“ wurde ein Riesenerfolg. Diesmal hatten wir auf dem gesamten Festplatz Zelte aufgestellt, in denen wir gemütlich an langen Tischen sitzen konnten. Es wurde geschwoft, gelacht und immer wieder angestoßen auf die „Dauerkolonie Birkenwäldchen“.
Im Dezember 2001 war es dann soweit. Im Amtsblatt von Berlin wurde verkündet, dass Birkenwäldchen im Bebauungsplan VII-273 als Dauerkleingartenkolonie ausgewiesen wurde. Wir hatten es geschafft. Nach 90 Jahren konnten wir durchatmen. Es bestanden keine Bedrohungen mehr für unsere Kolonie. Jetzt ging es mit sehr viel Elan und Engagement los.
2002 war der Bau der Birkenscheune einstimmig beschlossen worden. 9.000,- € sollte sie kosten. Die Bauplanung übernahm Gartenfreund Wolfgang Pagel, der bei der Ausführung kräftige Hilfe von vielen fleißigen Gartenfreunden bekam. Sie begannen mit der Vorbereitung der Baustelle, die überdachte Pergola wurde demontiert und an den Seiten vom Festplatz wieder errichtet. Der Musikpavillon, den wir fast 50 Jahre genutzt haben, wurde abgerissen und entsorgt. Nachdem die Holzlieferung kam, begann man mit dem eigentlichen Bau der Birkenscheune. Die ersten Balken wurden aufgestellt und mit Querbalken stabilisiert, der Dachgiebel aufgebaut, das Dach mit Bretter und Schindeln abgedichtet, Verbundsteine auf dem Boden verlegt und die Außenverkleidung montiert. Es folgte das Richtfest mit einem zünftigen Umtrunk. Im folgenden Frühjahr stellten wir den Bau fertig und installierten die Elektroleitungen.
Unsere Birkenscheune war noch nicht richtig eingeweiht, da wurde ein neues Eingangstor geplant. Bloß wie sollte es aussehen, wie groß sollte es sein? Es wurde groß, mit vier Metern Durchfahrtshöhe, damit uns die Feuerwehr bei Unglücken helfen kann. Gartenfreunde nennen das Tor einfach nur das „Elefantentor“. Für unseren neuen Eingang spendeten uns die Senioren aus der Seniorenresidenz Akazienallee, aus Dank für die Einladungen zu unseren Sommerfesten seit 1978, die große Chroniktafel am Eingang zur Kolonie.
Weil wir alle in Umbaulaune waren und unser Elan noch lange nicht erschöpft war, bauten wir 2008 auch unsere Birkenschänke um. Neue Wasser- und Elektroleitungen wurden verlegt, nicht zu vergessen: neue Bierleitungen. Der Boden und die Wände wurden neu gefliest, es gab neues Mobiliar. Hinterher schmeckte das Bier noch mal so gut.
Immer moderner wurde Birkenwäldchen auch. Im Frühjahr 2009 feierten wir die Premiere unseres Internetauftritts. Gartenfreund Thomas Carll hatte die Internetseite im Winter gestaltet und unter „www.Kolonie-Birkenwaeldchen.de“ kann man seitdem alles über unsere Kolonie erfahren.
Ein bisschen berühmt machte uns im September 2009 die rbb/ARTE-Produktion „24 Stunden Berlin ein Tag im Leben“. Porträtiert wurde Anneliese Bullack und ihre Familie, die seit den 60er Jahren ihre Parzelle 62 auf Birkenwäldchen hat. Übrigens ist der Film als DVD erhältlich im rbb -Shop am Kaiserdamm.
Auf einmal war Birkenwäldchen über die Grenzen von Charlottenburg hinaus bekannt. Das ZDF begleitete 2010 eine Gartenbegehung und drehte das Leben in unserer Kolonie. Zu sehen waren wir im ZDF „Drehscheibe Deutschland“ und „Länderspiegel“.
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